Samstag, 25. Oktober 2008

25 Oktober 1998: Deutscher Meister Neu-Isenburg Crows!!!

Es war eher ein ungläubiges Staunen in den Gesichtern der Spieler zu erkennen, als auf den Tag genau vor 10 Jahren in der Eissporthalle Waldbronn bei Karlsruhe die Schlusssirene ertönte. Daran änderte sich auch Minuten nach dem Spiel nicht viel. Auch als man sich aufraffte, diesen Moment mit den mitgereisten Fans zu feiern, wollte noch keine überschwängliche Freude aufkommen…keiner der Spieler im schwarzen Dress und weisser Krähe auf der Brust konnte so recht glauben, was soeben passiert war. Es war ja schliesslich nicht irgend etwas…Nein, man hatte als erste Mannschaft überhaupt den Olymp des Inlinehockeys erklommen…man war plötzlich Deutscher Meister!!!

Vielen wurde auch erst Monate danach bewusst, was man in dieser Nacht in Karlsruhe erreichte..dieser rasante Aufstieg von den Anfängen im Stadtwald Neu-Isenburg bis zu diesem Triumph ist eine Geschichte, die seinesgleichen sucht. Im Nachhinein betrachtet war diese 98er Saison der Startschuss in eine erfolgreiche Epoche. Fortan machten sich die Krähen in Inlinehockeydeutschland einen Namen!!!

Doch zurück nach Karlsruhe…1998 wurde vom 24. bis 25.10. erstmals die Deutsche Meisterschaft im Inlinhockey ausgetragen...damals noch in Turnierform. Die Eissporthalle von Waldbronn – einem Vorort von Karlsruhe - diente als Austragungsstätte. Qualifiziert waren die Landesmeister diverser Bundesländer, sowie einige Qualifikanten, die sich noch nachträglich die Teilnahme erspielten. So war es nicht verwunderlich, dass das Bundesland Hessen mit 3 Teams anreiste, leisteten doch die Hessen in Sachen Inlinehockey Pionierarbeit und stellen bis heute ständig ein grosses und erfolgreiches Kontingent an Teams. So wurde die Deutsche Meisterschaft nach den Crows bis auf wenige Ausnahmen zwischen hessischen Teams ausgemacht. Neben den Crows als amtierender Hessenmeister, stellte der hessische Verband noch die Qualifikanten aus Ebersgöns (die man im Playoff-Finale der Hessenliga mit 3:0 Spielen bezwang), sowie die Hurricanes aus Hanau. In Anbetracht des Teilnehmerfeldes waren die Crows ohne grossartige Ambitionen angereist. Man rechnete sich allenfalls Außenseiterchancen aus. Teams wie Ravensburg und Zweibrücken waren die klaren Favoriten. Auch Ebersgöns, der Finalgegner der Crows in der Hessenliga,rüstete für dieses Event nochmals auf. Am 24.10., dem 1.Tag der DM98, wurden die Gruppenspiele ausgetragen. Ziemlich holprig verlief für die Crows der Start ins Turnier. Das lag nicht zuletzt daran, dass man sich noch nicht so recht an die grosse Spielfläche gewöhnen wollte oder konnte. Machte der damals heimische Platz in Egelsbach im Vergleich doch höchstens die Hälfte eines Eishockeyfeldes aus. Von Spiel zu Spiel fand man sich jedoch immer besser zurecht und geführt von Spielertrainer Helmut Schulz, entwickelte die Krähen ein taktisches Konzept, welches primär defensiv ausgerichtet war. Ganz im Sinne eines bekannten holländischen Fussballtrainers, war es das oberste Gebot, das die „0“ stehen muss. Die brandgefährliche Offensive der Crows war jederzeit für ein Tor gut. Dies führte insgesamt dazu, das den Neu-Isenburgern in der Vorrunde zwei Arbeitssiege gegen Hanau und Ludwigshafen gelang, ehe man sich im letzten Gruppenspiel dem Favoriten aus Ravensburg mit 1:2 beugen musste und somit die Gruppe als Zweiter abschloss.

Wie es das Schicksal so wollte, trat man am Folgetag in der KO-Runde ausgerechnet gegen Ebersgöns an, die man noch zwei Wochen zuvor im Playoff-Finale der Hessenliga deutlich entthronte. Das der Kontrahent aus Mittelhessen nicht extra motiviert werden musste, lag auf der Hand. Denn mit einem Sieg über die Crows würde man quasi mit einem Schlag die Niederlage in der Hessenliga wettmachen. Während der Gegner in Bestbesetzung auflief, mussten die Crows auf drei ihrer  Leistungsträger verzichten, u.a. hatte sich Dirk Heidl Tags zuvor eine heftige Verletzung im Mundbereich zugezogen und musste mit mehreren Stichen genäht werden. Entsprechend eng und spannend verlief die Partie gegen Ebersgöns. Beide Teams schenkten sich nichts und so stand es nach der regulären Spielzeit 2:2. Auch in der Overtime konnte keines der beiden Teams den „Sudden Death“ setzen. So musste letztendlich das Penaltyschiessen über den Einzug ins Halbfinale entscheiden. Nach sensationellen Paraden durch die 1a Benny Müller, war es dann Jan Spitzl, der den entscheidenden Penalty in cooler Manier verwandelte, indem er die Scheibe mit Geschick am gegnerischen Goalie vorbei unter das Dach des Gehäuses setzte und somit für Jubelstürme unter den Cracks aus Neu-Isenburg sorgte. Das Halbfinale war erreicht und somit schon mehr, als man sich vorher erträumt hatte! Im Halbfinale wiederum wartete kein geringer als der Topfavorit aus Zweibrücken, die sich zuvor in beeindruckender Manier durchs Turnier spielten. Am Vortag wäre man sicherlich noch chancenlos gewesen gegen diese mit Eishockeyspielern gespickte Truppe. Doch mittlerweile hatten die Crows durch den bisherigen Turnierverlauf soviel Selbstvertrauen getankt, das man mit breiter Brust diesem scheinbar übermächtigen Gegner gegenüber trat. Die Marschrichtung von Spielertrainer Helmut Schulz war klar: So lange wie möglich das Remis halten und dann mal schauen, was nach vorne geht. Die Mannschaft verinnerlichte diesen Plan und es entwickelte sich fortan eine spannende und hochklassige Partie. Für viele die anspruchsvollste dieser Deutschen Meisterschaft, bzw. das vorgezogene Finale. Während Zweibrücken vor allem spielerisch überzeugt, hielten die Krähen ihrerseits mit einer Symbiose aus Kampfkraft und gezielten Offensivattacken dagegen. Die „4 Mann“ Verteidigung hinterließ ihre Spuren beim Gegner. Wenn es ihnen dann doch mal gelang, die Verteidigungslinien der Crows zu durchbrechen, stand da noch ein glänzend aufgelegter Benny Müller zwischen den Pfosten und entschärfte sämtliche Geschosse auf sein Gehäuse. Es war dann eben einer dieser offensiven Nadelstiche, der für die Führung der Crows sorgte. Nils Thalhäuser schloss einen gelungen Angriff in gewohnter Manier eiskalt ab zum 1:0. Zweibrücken reagierte mit wütenden Angriffen. Der Druck nahm minütlich zu und zwangsläufig leistete man sich auf Seiten der Crows empfindliche Strafzeiten. Das Spiel stand nun auf des Messers Schneide…die Spannung in der Halle war regelrecht greifbar. Aufopferungsvoll warf man sich in jede Aktion des Gegners und stemmt sich mit aller Macht und grosser Leidenschaft gegen den Ausgleichtreffer. Doch auch die Krähen setzen nun wieder offensive Akzente und lösten sich zusehends aus der Umnklammerung, sodass sich ein offener Schlagabtausch entwickelte. Letzten Endes blieb es beim knappsten aller Ergebnisse. Als die Schlusssirene ertönte, war der Jubel gross über das erreichen des Finale. Aber man sah den Spielern auch die Erschöpfung an, denn dieses packende Spiel hatte jedem Einzelnen wirklich alles abverlangt.

Nun wartete im Finale Altbekanntes. Denn im anderen Pool kämpfte sich Hanau sensationell bis ins Finale der Deutschen Meisterschaft durch. Auch wenn die Crows den steinigeren Weg hatten, war die Leistung seitens Hanau in keinster Weise zu schmälern. Im Finale mussten die Krähen nun mit umgekehrten Verhältnissen klar kommen, denn als frisch gebackener Hessenmeister und Bezwinger des Topfavoriten Zweibrücken sah man sich plötzlich in der Favoritenrolle wieder. Eine Situation, mit der der Widersacher aus Hanau anfangs besser zurecht kam. Denn nun waren es die Krähen, die durch die geschickte defensiv Taktik des Gegners dazu gezwungen wurden, das Spiel zu machen und dabei jederzeit aufpassen mussten, nicht in die gefährlichen Konter der Hurricanes zu laufen. Doch die Crows erspielten sich in einer kampfbetonten Partie nun mehr und mehr ein Übergewicht. Folgerichtig ging man mit 1:0 in Führung: Wieder war es Nils Thalhäuser, der kaltschnäuzig vollstreckte. Es folgten weitere Chancen die jedoch ungenutzt blieben. Hanau lockerte nun zusehends seine Zügel, was den Krähen sehr entgegen kam. So schlug man abermals zu und setze damit den tapferen Gegner Schachmatt. Kein geringerer als Nils Thalhäuser war es, der den Puck nach einem gekonnten Angriff abermals im Hanauer Tor versenkte und somit seinem Ruf als Vollblutstürmer und gnadenloser Vollstrecker gerecht wurde. Diesem 2:0 hatte Hanau nicht mehr allzu viel entgegen zu setzen. Zwar setzten sie alles daran, um das Spiel noch mal spannend zu gestalten, doch die Crows liessen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Der Rest ist Geschichte…Deutscher Meister 1998!!!


Das  Meisterteam

Tor:

Benny Müller 
Eine Bank im Kasten der Krähen und zudem der ruhende Pol. Wenn es brannte, war er immer zur Stelle. Zudem die gute Seele des Teams. Trat der Mannschaft stets positiv gesinnt und motivierend entgegen. Wurde zum besten Goalie der DM 98 gewählt!

Thomas Bohner
Die 1b zwischen den Pfosten der Krähen. Zuverlässig und stets einsatzbereit war er ohne lange Anlaufzeit sofort im Spiel!

Julian Hessel 
Dynamischer und sehr talentierter Torhüter aus der eigenen Jugend. Wurde behutsam herangeführt und hatte bereits in jungen Jahren mit beachtlichen Einsätzen auf sich aufmerksam gemacht. Wurde später folgerichtig die Nr.1 im Tor der Crows!

Verteidigung:

Sven Becker 
Die Reinkarnation eines modernen Verteidigers. In der Verteidigung ein Abräumer, der nichts anbrennen lässt und offensiv wegen seiner brillanten Scheibenführung jederzeit in der Lage, Spiele zu entscheiden. Nicht zuletzt durch sein imposantes Erscheinungsbild auf dem Platz eine Respektsperson!

Falk Croneis
Talentierter Verteidiger der Crows mit unbändigem Siegeswillen. Sehr engagiert und kampfstark. Trainierte damals auch das Jugendteam der „STARS“, die ebenfalls am gleichen Tag sensationell die Deutsche Meisterschaft gewannen!

Jan Nissen 
Damals wie heute wohl einer der komplettesten, wenn nicht gar der kompletteste Inlinehockey Spieler. Dynamisch, technisch und läuferisch eine Augenweide mit exzellenter Schusstechnik. Wurde zurecht zum besten Spieler der DM 98 gewählt!

Helmut Schulz 
Das „Hirn“ der Crows. Kam 1997 zusammen mit seinem Bruder Oliver zu den Krähen und sorgte fortan für den Feinschliff. Grossartiger Techniker mit Auge. Seine Führungsqualitäten haben das Team oftmals aus aussichtlosen Situationen geholfen!

Oliver Schulz
Die rechte und linke Hand seines Bruders. Früher auf dem Eis ein ausgezeichneter Torhüter der Frankfurter Löwen, entpuppte er sich als echtes Abwehrgenie. Hielt den Laden hinten dicht, wenn es seinen Bruder nach vorne zog. Warf sich furchtlos in alle Schüsse!

Sturm:

Dirk Heidl 
Lauf- und zweikampfstarker, bissiger Stürmer, der auch effektiv nach hinten arbeitete. Immer für ein Tor gut. Spielte trotz heftiger Verletzung und Spielverbot im DM Finale und bot eine glänzende Leistung!

Hendrik van der Linden 
Der niemals aufgebende Holländer. Immer mit vollem Einsatz dabei und dabei noch jederzeit torgefährlich. Erzielte so manches entscheidende Tor für die Crows!

Jan Spitzl 
Ein filigraner, torgefährlicher Stürmer, dessen finnische Wurzeln unübersehbar waren. Verwandelte gekonnt und sehenswert den entscheidenden Penalty im Viertelfinale der DM 98!

Matthias Schenck  
Zweikampfstarker und sehr robuster Stürmer, der dahin ging, wo es weh tut. Sorgte dadurch vor dem Tor des Gegners oftmals erfolgreich für Wirbel und holte sich die Rebounds!

Nils Thalhäuser 
Der „Bomber“ der Crows. Machte selbst aus keiner Chance zählbares und war der Garant für unzählige Tore. Schoss bei der DM im Halbfinale und Finale alle Tore!

Stephan Müller 
Der "Capitano" der Crows. Bildete zusammen mit Nils Thalhäuser im Sturm viele Jahre lang ein erfolgreiches Tandem und legte dabei etliche seiner Tore auf. War darüber hinaus auch nicht selten zur Stelle um zu vollstrecken.


Aktuell sind die Crows leider noch heimatlos. Die Mannschaft, welche zuletzt 2006 die Vizemeisterschaft in der Oberliga errang, existiert quasi inkognito aufgeteilt unter den Langen White-Wolves, sowie den Blizzards aus Darmstadt. Das diese Teams in der diesjährigen Saison auch die Stärksten der Landesliga stellten, ist somit kein Zufall. Letzten Endes waren es die White-Wolves, die sich den Titel sicherten.

Die Hoffnungs stirbt zuletzt, das es mit den Crows hoffentlich wieder weitergeht. Aber für solche Fragen ist der heutige Tag nicht geeignet, denn heute feiern wir uns selbst...unseren grössten Erfolg und den damit verbundenen festen Platz in der Inlinehockey Geschichte als erster Deutscher Meister überhaupt!!!

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