Als sich Mitte der 90'er Jahre Inline-Skating als neue Trendsportart durchsetzte, lag für mannschaftsorientierte Sportler der Gedanke nicht weit, die Inliner zum "Eishockey ohne Eis" anzuwenden. So traf man sich, damals noch zu zweit, auf der Rollschuhbahn im Freizeitpark Tannenwald in Neu-Isenburg, um eine Sportart zu praktizieren, welche in Deutschland noch nahezu unbekannt war. Von diesem Zeitpunkt an wuchs die "Hockeygemeinde" fast wöchentlich bis sich eine Clique von ca. 15 Mann bildete.
Wir spielten in dieser Besetzung fast täglich in den Abendstunden des Sommers´95. Die Begeisterung für diesen Sport, die jeder einzelne von uns entwickelte, brachte mich/uns dazu, der Mannschaft ein Gesicht und Identität zu verleihen und diese Sache zu organisieren. Nach dem Vorbild der Profiligen in Nordamerika (NHL, NBA, u.s.w...) suchte ich einen Namen, der nur selten oder noch überhaupt nicht vorhanden war. Nach langer Recherche sollte dann ein schwarzer Vogel eine Identifikation zum Team herstellen. Der Vorschlag uns fortan "Neu-Isenburg Crows" zu benennen wurde begeisternd angenommen. Ein Name der meines Wissens noch nicht in der Sportlandschaft aufgetaucht war. Die Idee hierfür basierte auf einem Kinofilm Namens "The Crow".
Um dieser Idee einen optischen Reiz zu verschaffen, entwarf Jana Müller ein Symbol, welches jenen aus Übersee in nichts nachstand. Der erste Satz Trikots mit unserem neuen Symbol ließ dann das "wir" Gefühl erheblich ansteigen. Doch sollte sich schnell Frust breit machen. Der Versuch dem Rollsportverein Neu-Isenburg beizutreten wurde mit einer absurden Begründung abgeschmettert und von der Rollschuhbahn im Isenburger Tannenwald bekamen wir die Einschränkung, nur noch ab 19:00 Uhr die Bahn zu betreten. In Anbetracht dessen, das keine Beleuchtung vorhanden war, dämpfte dies den Optimismus für eine Zukunft.
Die entscheidende Wende brachte dann ein Freundschaftsspiel, im Spätsommer´95, gegen die SG Egelsbach. Das erste Spiel in der noch jungen Geschichte der Crows wurde mit 14:7 gewonnen. Das Ergebnis erschien jedoch sekundär in Anbetracht des Vorschlags von Herrn Münstermann, damals Abteilungsleiter Rollsport der SG Egelsbach, an die Crows. Herr Münstermann schlug eine Zusammenarbeit vor. Konkret hieß das: Die Isenburger treten der SGE bei und genießen somit den Schutz eines Vereins unter dem Hessischen Rollsportverband (HRV), als Gegenleistung stellen die Isenburger einen Jugendtrainer und versuchen einen Aufbau der Jugendarbeit in der SGE. Der Vorschlag wurde angenommen und ein Trainer in der Person von unserem Mitspieler Falk Croneis gestellt. Die sportliche Heimat der Crows war nun Egelsbach. Dieser Beitritt stieß in der SGE Anfangs auf Skepsis und es war uns klar, diese nur durch positive Arbeit minimieren zu können. So gab es in dieser Zeit schon zwei Teams in der SGE, die Egelsbach Disaster und Isenburg Crows. Ein drittes Team, Kategorie Jugend, wurde in den nächsten Monaten von unserem Spieler Falk Croneis aufgebaut und unter dem Namen Egelsbach Stars vorgestellt.
Die SGE bot somit eine Plattform für eine Sportart, von der sich viele Vereine (noch immer)distanzieren und diese als Trendsportart abschmetterten, und darf somit zurecht als Vorreiter im hessischen Inlinehockey bezeichnet werden. Im gleichen Atemzug mit der SGE muß noch der Hanauer REC genannt werden. Sportlich ging es für die Crows nun darum, Erfahrung zu sammeln. Freundschaftsspiele, meistens gegen Hanau, prägten die erste Phase im Verein. Das erst Highlight stellte dann jener Hanauer REC im Herbst´95 mit der Veranstaltung eines Turniers.
Mit einem guten 3. Platz und weiteren achtbaren Erfolgen in der Folgezeit, machten sich die Crows von nun an auf, dem Hessischen Inline-Hockey ihren Stempel aufzusetzen. Im April 1996 startet der HRV die erste Hessenliga-Saison. 10 Mannschaften gingen an den Start, darunter auch die Disaster. Die Krähen konnten sich überraschenderweise bis ins Finale spielen. Dort unterlag man dem damals noch übermächtigen Gegner aus Hanau mit 9:14. In der Saison 97 gingen die Crows schon als Favorit ins Rennen und zogen wieder ins Finale ein. Der Gegner war diesmal Ebersgöns "Tollwut". Im erstmals ausgespielten "Best of three"-Modus unterlag man abermals (6:7 nach Penalty, 13:14 nach "Sudden Death" und 8:6, Endstand nach Spielen 1:2) und mußte sich wieder mit dem Vizemeistertitel begnügen.
Die 98'er Saison sollte dann für alles entschädigen. Nachdem sich die Krähen zwei Jahre ohne Eishockeyspieler einen Namen machten (jedes Team besaß mittlerweile Eishockeyspieler), verstärkte man sich erstmals mit 3 Spielern. Helmut und Oliver Schulz (ehemals Löwen Frankfurt) und Jan Nissen (Darmstadt) sollten dem Team von nun an taktische Disziplin und spielerisches Niveau einimpfen. Dies machte sich bei den ersten Turnieren in diesem Jahr bemerkbar. In der Hessenliga'98 marschierten die Crows unaufhaltsam bis ins Finale vor. In der Neuauflage des Finals von 1997 gaben sich die Krähen diesmal keine Blöße und gewannen mit 4:3, 8:4, 15:3, klar mit 3:0 nach Spielen (die Disaster wurden hervorragender vierter, sowie die Stars Vizemeister der Junioren). Die Revanche gegen Ebersgöns wurde somit eindrucksvoll vollzogen uns der erste Hessenmeistertitel war somit perfekt! Das nächste Highlight stand schon das Wochenende darauf auf dem Programm: Die erste Deutsche Meisterschaft im Inlinehockey der IHL, ausgepielt in Karlsruhe/ Waldbronn. Qualifiziert war der Landesmeister und Vizemeister. Zusätzlich konnten sich noch zwei weitere Teams über ein Quali-Turnier beteiligen. Dies gelang als dritte hessische Mannschaft neben Ebersgöns und den Crows noch den Hanauer REC "Lobster". Die Meisterschaften wurden im Turniermodus an zwei Tagen ausgetragen. Nach einem mäßigen ersten Tag mit knappen Gruppenspielen ging es am nächsten Tag für die Crows in der K.O-Runde im Viertelfinale weiter. Gegner war kein geringer als Ebersgöns Tollwut. In einer sehr spannenden und engen Partie konnten sich die Krähen mit 3:2 behaupten. Im Halbfinale wartete mit dem Zweibrücker ERC der Topfavorit dieser Meisterschaft. Das für viele vorgezogene Finale gestaltete sich als taktisch und spielerisch beste Partie dieser DM. Die Crows gewannen diese Nervenschlacht denkbar knapp mit 1:0. Eine für Inlinehockey-Verhältnisse sehr ungewöhnliches Ergebnis. Im Finale wartete der Hanauer REC, der sich heimlich bis ins Endspiel vorgearbeitet hat. In diesem hessischen Finale waren die Krähen favorisiert und gewannen letztendlich verdient mit 2:0 und somit die erste Deutsche Meisterschaft im Inline-Hockey. Abgerundet wurde dieser Erfolg durch die Egelsbach Stars mit ihrem Trainer Falk Croneis (Crows), die sich im Spiel zuvor den Titel der Junioren sicherten. Der totale Triumph für die SG Egelsbach und dem HRV!!
Inlinehockey ist mittlerweile keine Trendsportart mehr, sondern hat sich als weitere Mannschaftssportart etabliert und ist somit ein fester Bestandteil in der deutschen Sportlandschaft. Es ist mehr als nur ein Ersatz für Eishockespieler, die sich in der Sommerpause fit halten wollen. Die Verband sollte, und muss sich vom Eishockeysport unabhängig machen, um die Zukunft dieser Sportart zu sichern. Das Potential sollte zukünftig überwiegend aus dem Inlinesport kommen, und nicht vom Eishockey! So wie es in vorbildlicher Weise in unseren Nachbarländern Schweiz und Frankreich schon lange und erfolgreich praktiziert wird.
Für die Zukunft bedeutet dies, die Strukturen in den Vereinen zu festigen und gegebenenfalls zu verbessern, um eine langfristige Perspektive für die Jugend zu bieten. Seit 1999 spielten die Crows in der im selben Jahr gegründeten IHL-Bundesliga und machten immer wieder mit Achtungserfolgen auf sich aufmerksam. 1999 wurde Egelsbach fünfter und 2000 erreichte man den 6. Platz. Ebenfalls 1999 scheiterte man im Halbfinale um den IHL-Pokal unglücklich mit eine Niederlage nach Verlängerung gegen die Erfurter Kojoten. In der Saison 2001 konnten die Krähen mit einem hervorragenden 2. Platz in der Vorrunde, die Meisterrunde erreichen. Am Ende erreichten die Krähen einen hervorragenden 3. Platz. Der grösste Erfolg seit dem Gewinn der Meisterschaften 1998. Im Halbfinale scheiterte man knapp gegen den späteren Deutschen Meister Assenheim-Patriots mit 0:2 Spielen (4:14, 9:11). Das kleine Finale um Platz 3 wurde dann souverän mit 2:0 Siegen (8:7, 21:3) gegen Chemnitz gewonnen. Im IHL-Pokal zog man souverän über 6 Runden ins Finale ein. Auch hier hiess der Gegner wieder Assenheim-Patriots. In einem packenden und würdigem Finale mussten sich die Krähen mit 1:3 geschlagen geben. In der Saison 2002 mussten die Krähen aus finanziellen Gründen das Inlinehockey-Oberhaus verlassen und mischten nun wieder in der Regionalliga mit. Am Ende schnappten sich die Egelsbacher Puckjäger prompt erneut den Hessenmeister-Titel in einer spannenden und hochklassigen Serie gegen die Bad-Nauheim Grizzlys nach 2:1 SIegen (14:12, 6:11, 11:6).
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